Interpretation und Zeitbezug
Gabriele Wohmann, eine wichtige Vertreterin der Neuen Subjektivität, zeigt in dieser Geschichte, wie alltägliche Kommunikationsprobleme zu tiefer emotionaler Entfremdung führen können. Ähnlich wie in ihrem späteren Werk "Ein netter Kerl" (1978) porträtiert sie Familienbeziehungen in ihrer problematischen Alltäglichkeit.
Die Aussage des Textes ist zeitlos und universal: Gestörte Kommunikation, die durch implizite Appelle und unterlassene Antworten gekennzeichnet ist, führt zu Unglück und Entfremdung. Die anklagenden Worte der Frau und die Gleichgültigkeit des Mannes haben ihre Beziehung ausgehöhlt - zurück bleiben nur "ausgeblichene Bilder".
Die Stärke des Textes liegt in der lebensechten Darstellung eines Problems, das jeder Leser nachvollziehen kann. Die atmosphärische Dichte ermöglicht es, sich schnell in die Situation hineinzuversetzen.
🔑 Wichtig für die Interpretation: Der Titel "Schönes goldenes Haar" zeigt, worauf die Aufmerksamkeit der Mutter gerichtet ist - nicht auf die kaputte Ehe, sondern auf die Schönheit und Jugend der Tochter, die für sie unerreichbar geworden ist.