Handlung und erzählerische Gestaltung
Ein 14-jähriges Mädchen, das bei Freunden in Berlin wohnt, erhält einen überraschenden Anruf von einem Mann, der sich mit ihr treffen möchte. Sie stimmt zu und sie verabreden sich regelmäßig an alltäglichen Orten wie einem Café oder Kino. Erst später stellt sich heraus, dass dieser Mann ihr Vater ist, den sie bisher nicht kannte.
Als sie erfährt, dass er unheilbar krank ist, kümmert sie sich um ihn. Obwohl er sie um Morphium bittet, bringt sie ihm stattdessen selbstgebackenen Streuselkuchen. Nach ihrem 17. Geburtstag stirbt er, und sie geht mit ihrer Schwester zur Beerdigung – die Mutter bleibt jedoch fern.
Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und durch einen knappen, distanzierten Stil geprägt. Die Handlung verläuft linear über etwa drei Jahre, wird aber stark gerafft dargestellt. Besonders auffällig ist die emotionale Zurückhaltung der Protagonistin, die trotz der außergewöhnlichen Situation kaum Gefühlsregungen zeigt.
💡 Aha-Moment: Die Spannung der Geschichte entsteht dadurch, dass die wahre Identität des Anrufers erst zum Schluss enthüllt wird – ein geschicktes erzählerisches Mittel, das den Leser bis zuletzt im Ungewissen lässt.
Die Protagonistin wirkt erstaunlich selbstständig für ihr Alter. Sie arbeitet bereits als Kindermädchen, putzt und hat konkrete Zukunftspläne. Die Beziehung zu ihrer Mutter scheint oberflächlich zu sein, was dadurch bestätigt wird, dass sie nicht bei ihrer Familie, sondern bei Freunden wohnt.