Kritik und Aktualitätsbezug
Zehs Justizkritik ist vernichtend: Die Justiz ist nicht unabhängig, Kramer beeinflusst Richter, falsche Beweise werden platziert. Der Staat wird selbst zum Straftäter. Die totale Überwachung durch Chips, Blutproben und Leistungsprofile erinnert an aktuelle Diskussionen über Datenschutz.
Die Partnerzuordnung nach Immunsystem ist eine klare Anspielung auf NS-Rassenhygiene. Krankheit wird zum "historischen Phänomen" erklärt, Gesundheit zum Religionsersatz. Menschlichkeit - Liebe, Emotionen, individuelle Eigenschaften - wird komplett ignoriert.
Zehs Doppelkritik trifft sowohl Staat als auch Bürger. Der Staat schiebt Sicherheitsbedürfnisse vor, um Kontrolle auszubauen. Die Bürger sind zu gehorsam, gutgläubig und naiv - sie geben bereitwillig ihre Daten preis.
Hochaktuelle Warnung: Der Roman zeigt, wie schnell demokratische Grundrechte im Namen des "Gemeinwohls" verschwinden können - besonders relevant in Zeiten von Pandemien und Überwachungstechnologien.
Corpus Delicti bedeutet "Gegenstand des Verbrechens" - Mia wird am Ende selbst zu diesem Beweis gegen das unmenschliche System.