Systemkritik und Vergleich mit "Corpus Delicti"
Der Titel "Mein teures Bein" ist doppeldeutig genial: "Teuer" bedeutet sowohl wertvoll (emotional) als auch kostspielig (finanziell). Böll kritisiert scharf, wie der Staat tote Soldaten als "furchtbar billig" betrachtet - sie kosten keine Rente mehr.
Der Beamte als Systemvertreter zeigt typisches NS-Gedankengut: "Ein Deutscher kann alles" verdeutlicht, dass die Nazi-Ideologie auch nach Kriegsende weiterlebt. Seine ständige Antwort "Sie sind verrückt" ist pure Realitätsverweigerung.
Ähnlich wie Mia Holl in "Corpus Delicti" wird der Kriegsversehrte zum Systemopfer. Beide verlieren einen geliebten Menschen (Bein vs. Bruder) und hinterfragen daraufhin staatliche Struktururen. Während Bölls Geschichte Realitätsbezug zur Nachkriegszeit hat, entwirft Zeh eine dystopische Zukunftsvision.
Die Trümmerliteratur hatte eine wichtige Funktion: Sie hielt die Schmerzen der Zeit fest, damit nachfolgende Generationen nicht vergessen und Autoren ihre Kriegstraumata verarbeiten konnten.
Verstehe: Beide Werke zeigen starke Hauptcharaktere, die Systemschwächen aufdecken und dabei vom Staat ignoriert oder bekämpft werden.