Merkmale des geschlossenen und offenen Dramas
Das geschlossene Drama und das offene Drama stellen zwei grundlegende Formen des Dramas dar, die sich in ihren Strukturen und Merkmalen deutlich unterscheiden. Diese Seite bietet einen detaillierten Vergleich beider Formen.
Geschlossenes Drama Merkmale
Das geschlossene Drama zeichnet sich durch eine strenge Struktur und klare Regeln aus:
- Einheit von Ort, Zeit und Handlung: Die Handlung spielt sich an einem Ort innerhalb von 24 Stunden ab.
- Klare Haupthandlung mit geringer Bedeutung von Nebenhandlungen.
- Zielstrebige, linear verlaufende Handlung mit kausaler Verknüpfung der Ereignisse.
- Beschränkung auf wenige Figuren, oft mit Fokus auf Protagonist und Antagonist.
- Einheitliche, gehobene Sprache, oft in Versform und mit Pathos.
- Ausgewogene Komposition und pyramidaler Aufbau.
Definition: Der pyramidale Aufbau nach Gustav Freytag 1863 gliedert das Drama in Exposition, erregendes Moment, Klimax, Peripetie, retardierendes Moment, Anagnorisis und Katastrophe/Lösung.
Highlight: Die strenge Struktur des geschlossenen Dramas macht die Szenen nicht austauschbar und führt zu einer klaren Anfangs- und Endsituation.
Offenes Drama Merkmale
Im Gegensatz dazu zeichnet sich das offene Drama durch eine freiere Form aus:
- Vielfalt in Bezug auf Ort, Zeit und Handlung.
- Mehrere gleichberechtigte Handlungsstränge über weite Zeiträume und verschiedene Orte.
- Aufbrechen linearer Handlungsabläufe, oft durch Leitmotive oder ein "zentrales Ich" verbunden.
- Kein klarer Anfang und Schluss, oft unvermitteltes Einsetzen und Abbrechen der Handlung.
- Viele Figuren und unterschiedliche Sprachebenen, einschließlich Alltagssprache.
- Offene Komposition ohne gleichwertige Gegenspieler zur Hauptfigur.
Example: Ein bekanntes Beispiel für ein offenes Drama ist "Woyzeck" von Georg Büchner. Die Frage "Woyzeck offenes oder geschlossenes Drama?" lässt sich eindeutig beantworten: Es handelt sich um ein offenes Drama aufgrund seiner fragmentarischen Struktur und der Vielzahl von Szenen und Orten.
Vocabulary: Parataxe bezeichnet die Aneinanderreihung von Hauptsätzen ohne unterordnende Konjunktionen, was typisch für die Sprache im offenen Drama ist.
Abschließend ist zu erwähnen, dass Mischformen zwischen offenem und geschlossenem Drama möglich sind, was die Vielfalt dramatischer Ausdrucksformen in der Literatur unterstreicht.