Toleranz am Beispiel von Goethe und Schiller
Nach der harten Kritik wird Walser versöhnlicher und spricht über Toleranz in der Gesellschaft. Er führt die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller als positives Beispiel an - zwei Männer mit völlig unterschiedlichen politischen Ansichten, die trotzdem befreundet waren.
Während Schiller die Französische Revolution unterstützte, stand Goethe als Weimarer Staatsbeamter den gesellschaftlichen Umwälzungen ablehnend gegenüber. Trotzdem funktionierte ihre Freundschaft. Als Grund vermutet Walser Toleranz - "ein Fremdwort, das wegen Nichtmehrvorkommens des damit Bezeichneten heute eher entbehrlich ist".
Diese ironische Bemerkung zeigt Walsers Kritik an der damaligen Diskussionskultur. Er sehnt sich nach einer Zeit zurück, in der Menschen mit verschiedenen Meinungen noch respektvoll miteinander umgehen konnten.
Versteh das als Appell: Walser plädiert für mehr Toleranz und weniger moralische Überheblichkeit in gesellschaftlichen Debatten.
Auch das Beispiel von Thomas Manns Moralität zeigt, wie Autoren früher gesellschaftlichen Einfluss ausübten, ohne sich als Moralinstanzen aufzuspielen.