Gesellschaftskritik und der schwarze Geiger
Keller nutzt diese tragische Liebesgeschichte, um die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit anzuprangern. Besonders scharf kritisiert er, wie die Gesellschaft mit Armut umgeht - der emotionslose Zeitungsbericht über den Selbstmord zeigt, dass sich niemand für die Unterschicht interessiert.
Die materiellen Belastungen machen Sali und Vrenchens Liebe unmöglich: Sie haben kein Geld, keinen Besitz und müssten sich für Arbeit trennen. Dazu kommen die ideellen Probleme - sie wollen ihre bürgerliche Ehre bewahren und nicht als Heimatlose leben.
Der schwarze Geiger ist eine zentrale Figur: Er verkörpert das schlechte Gewissen der Familien und das Unrecht, das seinem Vater angetan wurde. Als Antiheld führt er den Kindern vor Augen, was Rechtlosigkeit bedeutet, und wird zum Ankläger der gesellschaftlichen Missstände.
Die Novelle zeigt, wie bäuerliche Eigensucht unschuldige Kinder zu Opfern macht und wie eine Gesellschaft versagt, die ihre Schwächsten im Stich lässt.
Klausurtipp: Der schwarze Geiger ist nicht nur eine Nebenfigur - er symbolisiert das gesellschaftliche Gewissen und die Folgen von Ungerechtigkeit.