Zusammenhang zwischen Sprache, Denken und Wirklichkeit
Der Text beginnt mit einer Erläuterung des linguistischen Relativitätsprinzips, welches besagt, dass die Wahrnehmung der Wirklichkeit wesentlich durch sprachliche und grammatische Strukturen beeinflusst wird. Dies führt dazu, dass alle Klassifikationen und begrifflichen Systeme, mit denen Menschen die Welt sprachlich ordnen, relativ sind, da sie von der jeweiligen Sprache abhängen.
Beispiel: Die Thaayorre kennen keine Richtungsangaben wie rechts, links, vorne oder hinten, sondern orientieren sich ausschließlich an Himmelsrichtungen. Sie ordnen auch Zeit von Ost nach West an und wechseln ihre Position entsprechend.
Beispiel: In der japanischen Kultur wird die Absicht einer Handlung stärker gewichtet. Wenn jemand etwas mutwillig beschädigt, wird dies anders bewertet als bei einem Unfall.
Der Text geht dann auf verschiedene Spracherwerbstheorien ein:
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Behaviorismus: Diese Theorie besagt, dass Sprachen erlernt werden müssen und nichts vererbt ist. Der Spracherwerb erfolgt durch Imitation der Erwachsenensprache und wird durch Belohnung verstärkt.
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Interaktionismus: Hier wird angenommen, dass das Kind Sprache durch Interaktion mit der Mutter lernt. Die Schwierigkeit steigt mit dem Niveau des Kindes.
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Nativismus: Diese Theorie geht davon aus, dass gewisse Sprachkenntnisse angeboren sind. Extreme Nativisten nehmen sogar ein angeborenes Sprachorgan an.
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Kognitivismus: Der Spracherwerb wird als Teil der geistigen Entwicklung betrachtet. Das Kind durchläuft Stufen entsprechend seiner geistigen Entwicklung.
Definition: Mehrsprachigkeit bezieht sich auf ein Sprachrepertoire einer Person, das aus mehr als einer Sprache besteht. Zweisprachigkeit oder Bilingualität bedeutet, dass zwei Nationalsprachen sehr gut beherrscht werden.
Der Text beschreibt auch die Phasen der Sprachentwicklung von der 27. Schwangerschaftswoche bis zum Alter von 3 Jahren. Wichtige Meilensteine sind:
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SSW bis 3. Monat: Gewöhnung an Klangeigenschaften der Muttersprache
- 4-8 Monate: Entwicklung des Artikulationsapparates, Gurgeln, Lallen
- 9-13 Monate: Anpassung der Wahrnehmungsfähigkeit an die Muttersprache
- 18 Monate: Wortschatzspurt, ca. 6 neue Begriffe pro Tag
- 2 Jahre: Entdecken der Syntax der Muttersprache, Zweiwortsätze
- 3 Jahre: Beherrschung der wichtigsten syntaktischen Prinzipien, W-Fragen
Highlight: Die Eltern sprechen oft in "Ammensprache", einer künstlich vereinfachten Sprechweise, die dem Kind beim Erlernen der Muttersprache hilft.