Die Veränderung des literarischen Lebens im 18. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert markierte einen Wendepunkt in der deutschen Literaturgeschichte. Die traditionelle Hofdichtung wurde von einer eigenständigen Literaturgesellschaft abgelöst, die sich auf bürgerliche Themen und die Aufklärung des Lesepublikums konzentrierte.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Veränderung war die Entstehung eines breiten Lesepublikums. Da viele Bürger weder lesen noch schreiben konnten, mussten neue Wege gefunden werden, um das öffentliche Interesse an Literatur zu wecken. Dies führte zur Entwicklung verschiedener Leseformen:
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Lesezirkel: Seit dem 17. Jahrhundert machten sie Lektüren, insbesondere Zeitschriften, erschwinglicher.
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Lesegemeinschaften: Ab etwa 1760 entstanden diese als Kommunikationszentren, die der Aufklärung verpflichtet waren. Sie waren jedoch nur wohlhabenden Männern zugänglich.
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Leihbibliotheken: Gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufkommend, richteten sie sich hauptsächlich an die lesefähige Unterschicht und schufen die Voraussetzungen für eine Reprivatisierung des Lesens.
Highlight: Der Strukturwandel der Öffentlichkeit, ausgelöst durch die Ablösung der Hofdichtung, hatte weitreichende Konsequenzen für die Situation der Schriftsteller.
Die Lebensumstände von Gotthold Ephraim Lessing, einer Schlüsselfigur der deutschen Aufklärung, spiegeln diesen Wandel wider:
- Geboren am 22. Januar 1729 als Sohn eines Pfarrers
- Begann 1746 ein Theologiestudium
- Zeigte Toleranz gegenüber anderen Religionen, insbesondere dem Judentum
- Kämpfte ab 1768 mit ständigen finanziellen Schwierigkeiten
- Erlebte 1777/78 schwere persönliche Schicksalsschläge
- Führte 1778 den Fragmentenstreit mit Pastor Goeze
- Veröffentlichte 1779 sein berühmtes Werk "Nathan der Weise"
Quote: "Nathan der Weise" gilt als Höhepunkt von Lessings Schaffen und als wichtiges Werk der Aufklärungsliteratur.
Vocabulary: Fragmentenstreit - Eine theologische Auseinandersetzung zwischen Lessing und dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze über die Veröffentlichung religionskritischer Schriften.
Diese Epoche der Literatur des 18. Jahrhunderts legte den Grundstein für die moderne Literaturlandschaft und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft und die gesellschaftspolitische Ordnung Europas.