Zwischen Klassik und Romantik (1790-1815)
Die Klassik (1730-1830) stand für Harmonie und Ordnung - ihr Name bedeutet "erste Klasse" oder "erste Stelle eines Ranges". Typisch waren viele Wiederholungen und strukturierte Formen wie Sinfonien, Sonaten und Streichquartette.
Die Romantik (1795-1848) war dagegen die "Epoche der großen Gefühle". Hier ging es um die Ergründung des Ichs und die Suche nach Geheimnissen. Kunst, Musik, Philosophie und Religion verschmolzen miteinander.
Die Romantik hatte drei Phasen: Frühromantik (1795-1804), Hochromantik (1805-1814) und Spätromantik (1815-1848). Als historischer Hintergrund wirkte die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Merke dir: Klassik = Harmonie und Ordnung, Romantik = Gefühle und Geheimnisse!
Wichtige Vertreter waren Goethe, Schiller, Eichendorff, Novalis und Heinrich Kleist. Kleist (1777-1811) war ein besonderer "Unzeitgemäßer", der Gewalt, Sexualität und Identitätskonflikte thematisierte.
Heinrich Kleists "Der zerbrochene Krug"
Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Krug" (1811) zeigt die typische Dramaturgie in fünf Akten: Exposition, steigende Handlung, Höhepunkt, fallende Handlung und Katastrophe/Lösung.
Die Interpretation des Stücks zeigt Justizkritik und eine strenge gesellschaftliche Ordnung. Menschen bekommen Symbole zugeordnet, und es gibt biblische Motive wie den Sündenfall sowie Parallelen zu Sophokles' "König Ödipus".
Kleist nimmt eine Sonderstellung ein - er gehört weder zur Romantik noch zur Klassik, greift aber Merkmale beider Epochen auf. Das macht ihn zu einem einzigartigen Autor seiner Zeit.
Interessant: Kleist war seiner Zeit voraus und behandelte Themen, die damals als skandalös galten!