Klassischer Utilitarismus: Bentham und Mill
Der Utilitarismus (Nützlichkeitslehre) bewertet Handlungen nach ihrem Nutzen. Laut Jeremy Bentham ist "eine Handlung dann richtig, wenn sie die größtmögliche Summe an Nutzen Lust/Glu¨ck für alle Betroffenen erreicht."
Der Utilitarismus hat vier zentrale Merkmale:
- Egalitär: Die Bedürfnisse aller Beteiligten werden gleichwertig berücksichtigt
- Hedonistisch: Lustbefriedigung ist das wichtigste Ziel
- Konsequenzialistisch: Die Folgen einer Handlung fließen in die Beurteilung ein
- Teleologisch: Das Ziel/der Zweck einer Handlung spielt eine wichtige Rolle
Die grundlegende These des Utilitarismus ist das Prinzip des größten Glücks: Eine Handlung ist genau dann richtig, wenn sie Glück fördert, und falsch, wenn sie Schmerz/Leid verursacht.
Jeremy Bentham (1748-1832) entwickelte das hedonistische Kalkül, mit dem sich berechnen lässt, welche Handlung moralisch richtig ist. Die Rechnung erfolgt in Lust- und Unlusteinheiten, wobei die Handlung mit den meisten Lusteinheiten als moralisch besser gilt.
John Stuart Mill (1806-1873), Benthams Schüler, betonte, dass der Utilitarismus nicht das größte Glück des Einzelnen, sondern das der Gemeinschaft anstrebt. Er verknüpfte Elemente des reinen Utilitarismus mit der antiken Tugendethik und betrachtete nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Genüsse.
💡 Mill stellte fest: "Es ist besser, ein unzufriedener Mensch (Sokrates) als ein glückliches Schwein zu sein." Er unterschied zwischen höheren und niedrigeren Freuden.
Dieser Ansatz führte zum qualitativen Utilitarismus, während Benthams ursprüngliche Idee als quantitativer Utilitarismus bezeichnet wird.