Behaviorismus und Lerntheorien
Stell dir vor, du lernst automatisch, ohne es zu merken - genau das passiert täglich durch verschiedene Lernmechanismen. Der Behaviorismus konzentriert sich ausschließlich auf beobachtbares Verhalten, nicht auf Gedanken oder Gefühle.
Die drei wichtigsten Ansätze sind: Klassische Konditionierung (Pawlow) basiert auf Reiz-Reaktions-Lernen, operante Konditionierung (Skinner) funktioniert über Lernen am Erfolg, und sozial-kognitive Lerntheorien (Bandura) erklären das Lernen am Modell durch Nachahmung.
Diese Theorien helfen dir zu verstehen, warum du bestimmte Gewohnheiten entwickelst oder warum manche Situationen automatische Reaktionen auslösen.
Merktipp: KK = Reiz-Reaktion, OP = Erfolg/Misserfolg, SKL = Nachahmung
Klassische Konditionierung nach Pawlow
Das berühmte Experiment mit dem Hund zeigt, wie neutrale Reize zu bedingten Reizen werden. Ein ursprünglich harmloser Stimulus (wie ein Glockenton) löst nach wiederholter Kopplung mit einem natürlichen Reiz (Futter) dieselbe Reaktion aus (Speichelfluss).
Die wichtigsten Begriffe: Unbedingter Reiz (US) löst natürliche Reaktionen aus, neutraler Reiz (NS) zunächst ohne Wirkung, bedingter Reiz (CS) löst erlernte Reaktionen aus. Das Gesetz der Kontiguität besagt, dass räumlich-zeitliche Nähe entscheidend für die Verknüpfung ist.
Reizdiskriminierung bedeutet, zwischen verschiedenen Reizen zu unterscheiden, während Reizgeneralisierung ähnliche Reaktionen auf ähnliche Reize beschreibt. Durch Extinktion können erlernte Reaktionen wieder verlernt werden.
Alltagsbeispiel: Baden → Shampoo ins Auge → Weinen. Später: Baden → Weinen (auch ohne Shampoo)
Operante Konditionierung nach Skinner
Hier entscheidet die Konsequenz über die Zukunft deines Verhaltens - ziemlich praktisch für den Alltag! Positive Verstärkung (Belohnung hinzufügen) und negative Verstärkung (Unangenehmes entfernen) erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Wiederholung.
Bestrafung senkt hingegen die Auftretenswahrscheinlichkeit: Typ I fügt Unangenehmes hinzu, Typ II entfernt Angenehmes. Die vier Quadranten der Lerntheorie zeigen alle möglichen Kombinationen von Hinzufügen/Entfernen und angenehm/unangenehm.
Kontinuierliche Verstärkung führt zu schnellem, aber instabilem Lernen, während intermittierende Verstärkung langsamer, aber dauerhafter wirkt. Quoten- und Intervallverstärkung sind spezielle Formen der intermittierenden Verstärkung.
Für die Klausur: Positive = hinzufügen, negative = wegnehmen nichtgut/schlecht!
Lernen am Modell nach Bandura
Menschen lernen nicht nur durch eigene Erfahrungen, sondern auch durch Beobachtung und Nachahmung - das spart Zeit und Fehler! Der Lernprozess durchläuft vier wichtige Phasen.
Der Aufmerksamkeitsprozess erfordert, dass das Modell auffällig und nicht zu komplex ist. Im Behaltensprozess wird das Beobachtete durch sensorische Vorstellungen und verbale Kodierung gespeichert. Die motorische Reproduktionsphase setzt entsprechende Fertigkeiten und meist Übung voraus.
Der Verstärkungs-/Motivationsprozess entscheidet über die tatsächliche Ausführung. Förderliche Bedingungen sind: auffälliges Modell, hoher sozialer Status, erkennbarer Erfolg und ausreichende Kompetenz des Beobachters.
Wichtig: Nicht alles Beobachtete wird nachgeahmt - erst die Motivation entscheidet!