Anspruchstheorie der Gerechtigkeit nach Robert Nozick
Wie kommt man gerecht zu Besitz? Robert Nozick beantwortet diese Frage grundsätzlich anders als Rawls. Für ihn zählt nicht das Ergebnis der Verteilung, sondern der Prozess des Erwerbs. Seine Anspruchstheorie betrachtet Besitz als gerecht, wenn er auf gerechte Weise erlangt wurde.
Nozick unterscheidet drei zentrale Elemente: Bei der gerechten Aneignung erwirbt man herrenlose Gegenstände auf legitime Weise - denk zum Beispiel an einen Stift, den jemand auf der Straße findet. Die gerechte Übertragung betrifft den freiwilligen Austausch von Besitz durch Kauf, Schenkung oder Erbe. Bei ungerechter Aneignung wie Diebstahl oder Betrug fordert Nozick eine Korrektur durch Rückgabe oder Entschädigung.
Im Gegensatz zu Rawls lehnt Nozick staatliche Umverteilung grundsätzlich ab. Er betrachtet Besteuerung sogar als eine Form von Zwangsarbeit und als Verletzung der Eigentumsrechte. Für ihn ist ein Ergebnis gerecht, wenn es durch gerechte Prozesse zustande kam - selbst wenn es zu extremen Ungleichheiten führt.
Die Kritiker seiner Theorie bemängeln, dass Nozick soziale Verantwortung und das Gemeinwohl ignoriert. Seine Anspruchstheorie berücksichtigt nicht, dass Menschen mit ungleichen Startbedingungen ins Leben starten und verstärkt dadurch soziale Ungleichheit.
🔑 Wichtig: Der Hauptunterschied zwischen Rawls und Nozick liegt in ihrer Perspektive: Rawls schaut auf das Ergebnis der Verteilung (Struktur), während Nozick den Prozess der Entstehung (historische Perspektive) betrachtet.
Nozicks Ansatz betont die individuelle Freiheit und den Schutz des Privateigentums. Er glaubt, dass Menschen ohne Zwang miteinander handeln sollten und solange alle Transaktionen freiwillig sind, seien auch die resultierenden Ungleichheiten gerechtfertigt.