Die Theorie der globalen Fragmentierung nach Fred Scholz
Fragmentierung bedeutet, dass sich wirtschaftlich starke Gebiete von schwachen trennen und dabei ein extremes Gefälle entsteht. Scholz argumentiert, dass die Globalisierung nicht zu einer nachholenden Entwicklung führt, sondern zu einer völlig neuen Form der Unterentwicklung.
Der Kern des Problems liegt im Profit- und Wettbewerbsdenken: Nur die wirtschaftlich Stärksten überleben, während schwächere Regionen in einen Armutskreislauf abrutschen. Ursachen dafür sind selektive Wanderung (die Besten verlassen ihre Heimat), Angst vor Kriminalität und die Vernachlässigung öffentlicher Infrastrukturen.
Besonders problematisch wird es, wenn der Staat zu schwach ist, um gegenzusteuern. Dann entsteht ein starkes Ungleichgewicht zwischen globalen Orten und neuen Peripherien, das das gesellschaftliche Zusammenleben gefährdet.
💡 Merke dir: Fragmentierung ist wie ein Puzzle, das auseinanderfällt - die einzelnen Teile passen nicht mehr zusammen!
Die drei Raumtypen der Fragmentierung
Scholz unterscheidet drei verschiedene Arten von Regionen in der globalisierten Welt. Globale Orte sind die Schaltzentralen des weltwirtschaftlichen Geschehens - hier sitzen die Kommandozentren, Hightech-Unternehmen und Innovationszentren, die durch ihre ökonomische Macht auch politischen Einfluss gewinnen.
Globalisierte Orte sind davon abhängig und beherbergen Filialen transnationaler Konzerne oder Auslagerungsindustrien. Sie haben meist billige Arbeitskräfte, aber über ihre Zukunft entscheiden nicht sie selbst, sondern die Schaltzentralen der globalen Orte.
Neue Peripherien gibt es sowohl im Norden als auch im Süden. Sie sind durch Ausgrenzung, Abkopplung und "Überflüssigsein" geprägt. Diese Regionen profitieren überhaupt nicht von der Globalisierung und werden systematisch abgehängt, weil keine Wachstumsimpulse von den anderen Raumtypen ausgehen.
Räumliche und soziale Auswirkungen
Die räumliche Fragmentierung zeigt sich besonders deutlich in Städten: Das Zentrum verlagert sich, obere Einkommensgruppen schotten sich ab, während ärmere Bevölkerungsschichten in Elendsiedlungen auf engem Raum leben müssen. Gleichzeitig entstehen "Inseln des Wohlstandes" neben Gebieten extremer Armut.
Soziale Fragmentierung bedeutet, dass Hochhäuser und Vorortvillen direkt neben Obdachlosen existieren, die auf Straßen leben. Die Globalisierung konzentriert bedeutende Unternehmen an wenigen Orten, was zwar gut bezahlte Jobs schafft, aber auch zur Segregation ethnischer Minderheiten und verarmter Bevölkerungsgruppen führt.
Als Lösungsansätze schlägt Scholz vor: Bildung und Wirtschaft fördern, Tourismus ankurbeln, Standortfaktoren für ausländische Unternehmen verbessern und aktiv Kontakte mit ausländischen Investoren aufnehmen.
💡 Praxis-Tipp: Schau dir deine eigene Stadt an - erkennst du Anzeichen von Fragmentierung? Wo sind die "reichen" und "armen" Viertel?