Dortmunds Lage und mittelalterliche Wurzeln

Dortmund liegt super zentral in NRW bei 54,5° nördlicher Breite und 7,5° östlicher Länge. Die Stadt ist über den Dortmund-Ems-Kanal ans Kanalsystem angeschlossen, was schon früh wichtig für den Handel war.

Anders als viele andere deutsche Städte hat Dortmund keine römischen Spuren, weil es östlich des ehemaligen Limes lag. Stattdessen entwickelte sich hier auf germanischem Boden eine typisch mittelalterliche Stadt.

Bis 1858 war noch die komplette Stadtmauer mit ihren Toren zu sehen - ein klassisches Merkmal mittelalterlicher Städte. Das Straßensystem war unregelmäßig angelegt, genau wie die Grundstücke, weil Wohn-, Hof- und Gewerbeflächen wild durcheinander lagen.

Fun Fact: Der zentrale Marktplatz mit der Reinoldikirche und Marienkirche bildete das Herzstück der mittelalterlichen Stadt - genau da, wo heute noch das Zentrum ist!

Von der Industrialisierung bis 1945

Mit der Industrialisierung änderte sich Dortmund komplett. Schon 1858 sieht man erste Zeichen: eine Dampfmühle, ein Gaswerk und vor allem den Bahnhof - damals der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg.

Die Dortmunder waren anfangs echt skeptisch gegenüber neuen Verkehrswegen. Sie wollten weder Chausseen noch die Eisenbahn! Zum Glück änderten sie ihre Meinung bei der Bahn und boten sogar 9000 Taler plus 68 Morgen Land an.

Das war eine geniale Entscheidung: Dortmund wurde zum ersten Eisenbahnknotenpunkt in Westfalen. 1857 war die Bahn mit über 1200 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt. Zwischen 1849 und 1858 entstanden 13 neue Aktiengesellschaften!

Bis 1945 entwickelte sich eine richtige Industriestadt mit der Brauerei Thier, dem Johannes Hospital und vielen anderen wichtigen Gebäuden. Die Stadtmauer verschwand und wurde zu Parkflächen. Dann kam der Zweite Weltkrieg und legte die Stadt in Schutt und Asche.

Bevölkerungsentwicklung und Verkehrsanbindung

Die Zahlen zeigen Dortmunds krasse Entwicklung: Von 4.289 Einwohnern 1818 auf über 640.000 in den 1960ern! Aber schau dir den Stadtkern an - der wird immer leerer. 1818 lebten alle 4.289 Menschen im Zentrum, 2016 sind es nur noch 3.881 auf 0,9 km².

Das ist der typische Prozess der Suburbanisierung: Die Leute ziehen vom Zentrum in die Vororte, während die Innenstadt zur reinen Geschäfts- und Verwaltungszone wird.

Bei der Eisenbahn haben die Dortmunder erstmal total daneben gelegen. Sie wollten keine Chausseen und protestierten gegen die Bahnlinie, weil sie Nachteile befürchteten. 1833 jammerte der Bürgermeister: "Dortmund hat keine Chausseen, deshalb auch keine Postverbindung - der ganze Handel zieht weg!"

Lehre: Manchmal ist Widerstand gegen Fortschritt echt kontraproduktiv - ohne die spätere Kehrtwende bei der Bahn wäre Dortmund heute vielleicht ein Dorf geblieben!

Das Ruhrgebiet im Wandel (1850-2014)

Diese Karte zeigt krass, wie sich das ganze Ruhrgebiet entwickelt hat. 1850 war noch fast alles grün - nur ein paar kleine Städte und erste Bergwerke. 1965 dann der Höhepunkt der Schwerindustrie: überall Zechen, Stahlwerke und Fabriken.

Bis 2014 sieht alles völlig anders aus. Statt Kohle und Stahl dominieren jetzt Dienstleistungen: Universitäten, Krankenhäuser, Medienunternehmen und Logistikzentren. Die alten Industrieflächen wurden zu Revierparks und Kulturstätten umgebaut.

Dortmund steht exemplarisch für diesen Strukturwandel. Wo früher Bergwerke waren, stehen heute Hochschulen und Technologiezentren. Die Stadt hat sich komplett neu erfunden.

Wichtig: Dieser Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ist typisch für ganz Deutschland - das Ruhrgebiet war nur besonders extrem betroffen.

Dortmund als Einzelhandelsmetropole heute

Heute ist Dortmund eine echte Shopping-Hauptstadt! Mit 583 Geschäften auf über 200.000 m² Verkaufsfläche und einem Jahresumsatz von 848 Millionen Euro steht die Stadt super da. Bekleidung und Textilien dominieren mit 46,2% des Umsatzes - logisch bei so einer großen Fußgängerzone.

Der Westenhellweg ist Deutschlands viertbeste Einkaufsstraße mit 12.420 Passanten pro Stunde! Nur Köln, Stuttgart und ein paar andere Großstädte liegen davor. Die Spitzenmieten von 220€/m² zeigen: Hier ist richtig was los.

Krass ist der Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten: Bochum schafft nur 3.875 Passanten, Essen 6.675. Dortmund liegt weit vorne und zieht Kunden aus der ganzen Region an.

Die Zentralitätsziffer von 1,20 (2014) bedeutet: Es fließt mehr Kaufkraft nach Dortmund rein, als die Dortmunder woanders ausgeben. Ein klares Zeichen für die Attraktivität als Einkaufsstadt.

Shopping-Tipp: Der Westenhellweg ist eine der längsten Fußgängerzonen Europas - perfekt zum Bummeln ohne Autostress!

Wiederaufbau nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Dortmund in Trümmern und musste komplett neu geplant werden. 1945 gab es noch das typische Durcheinander: die Brauerei Thier mitten in der Stadt, verwinkelte Straßen und eine wilde Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Gewerbe.

Die Blockrandbebauung mit ihren Hinterhöfen prägte das Stadtbild. Kleine Läden im Erdgeschoss, Wohnungen darüber - so sah das normale Stadtleben aus. Bürogebäude wie heute gab es kaum.

Der Wiederaufbau brachte völlig neue Strukturen: breitere Straßen, funktionale Trennung von Wohnen und Arbeiten, moderne Verkehrsplanung. Die Straßenbahn fuhr noch oberirdisch durch die ganze Stadt.

Die Bevölkerung im Stadtkern ging kontinuierlich zurück - von über 18.000 Menschen 1871 auf unter 4.000 heute. Das Zentrum wurde zur reinen Geschäfts- und Verwaltungszone umgebaut.

Interessant: Der Wiederaufbau nach 1945 war eine Chance für eine komplette Neuplanung - viele deutsche Städte sahen danach völlig anders aus als vorher.

Die Thier-Galerie: Fluch oder Segen?

2011 eröffnete die Thier-Galerie auf dem Gelände der alten Thierbrauerei - 300 Millionen Euro, 160 Geschäfte, 33.000 m² Verkaufsfläche. Das Einkaufszentrum brachte 1.200 neue Arbeitsplätze und lockt täglich tausende Besucher an.

Aber es gibt auch Schattenseiten: Im Rosenviertel östlich der Kleppingstraße stehen seit 2014/15 viele Geschäfte leer. Die Passanten laufen jetzt andere Wege, weil alle zur neuen Galerie wollen.

Gleichzeitig explodieren die Mieten in der Nähe der Thier-Galerie um 30-60%. An der Schwarze-Brüder-Straße zwischen Westenhellweg und Hansastraße ist die Passantenzahl deutlich gestiegen.

Die Einzelhandelszentralität stieg von 1,05 (2006) auf 1,20 (2014) - Dortmund zieht also mehr Kaufkraft an. Aber die Konkurrenz zwischen alter Innenstadt und neuer Mall wird härter.

Kontrovers: Große Einkaufszentren beleben die Innenstadt, verdrängen aber auch gewachsene Strukturen - ein typisches Dilemma der Stadtentwicklung.