Bismarcks Außenpolitik und Bündnissystem
Bismarcks Außenpolitik zielte nach der Reichsgründung 1871 hauptsächlich darauf ab, Frankreich zu isolieren und einen möglichen Zweifrontenkrieg zu verhindern. Deutschland war laut ihm territorial "saturiert" - es brauchte keine weiteren Gebiete.
Um den europäischen Frieden zu sichern, schuf Bismarck ein komplexes Bündnissystem. Er schloss den Zweibund mit Österreich-Ungarn (1879), erweiterte ihn zum Dreibund mit Italien (1882) und sicherte sich mit dem Rückversicherungsvertrag (1887) zusätzlich gegen Russland ab. Als "ehrlicher Makler" versuchte er, das Gleichgewicht in Europa zu erhalten.
Dieses System hatte jedoch erhebliche Schwächen: Es war in sich widersprüchlich, da einige Verträge miteinander unvereinbar waren. Im Kriegsfall wäre es zusammengebrochen. Zudem beschränkte es Deutschlands außenpolitische Handlungsfreiheit und hielt das Reich vom kolonialen Wettlauf ab.
💡 Bismarcks Bündnissystem war wie ein kompliziertes Kartenhaus - beeindruckend, solange niemand daran rüttelte, aber zum Einsturz verurteilt, sobald ein echter Konflikt ausbrach.