Die Großen Krisen des Deutschen Kaiserreichs: Von Marokko bis zum Balkan
Die Politik im Kaiserreich war von zahlreichen internationalen Krisen geprägt, die letztlich zum Ersten Weltkrieg führten. Die Marokkokrisen von 1905 und 1911 zeigen deutlich die aggressive Außenpolitik Wilhelm 2. Deutschland versuchte, einen Keil zwischen Großbritannien und Frankreich zu treiben, was jedoch als deutsche Aggression wahrgenommen wurde. Als französische Truppen das Landesinnere Marokkos besetzten, sah Deutschland seine Interessen bedroht und entsandte das Kriegsschiff "Panther" nach Agadir - der sogenannte Panthersprung.
Hinweis: Die Marokkokrisen verdeutlichen den fundamentalen Unterschied zwischen Bismarcks Außenpolitik und der aggressiven Weltpolitik unter Wilhelm II. Während Bismarck auf ein ausgewogenes Bündnissystem setzte, provozierte Wilhelm II. die anderen Großmächte.
Die Balkankrisen von 1875 bis 1878 waren ein komplexer Konflikt zwischen den europäischen Großmächten und den Unabhängigkeitsbestrebungen der Balkanländer gegen das Osmanische Reich. Diese Spannungen sollten sich später in der Julikrise 1914 entladen, als der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand von einem serbischen Nationalisten ermordet wurde - der Funke, der den Ersten Weltkrieg auslöste.
Die Deutsche Kolonialpolitik zeigte sich besonders im Boxerkrieg (1898-1900) und im Maji-Maji-Krieg (1905-1907). Der Boxeraufstand in China richtete sich gegen die Gebietsabtretungen an die europäischen Mächte. In Deutsch-Ostafrika führte die brutale Kolonialherrschaft zum Maji-Maji-Aufstand, bei dem sich 20 afrikanische Völker gegen die deutschen Plantagenbesitzer erhoben. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und kostete etwa 100.000 Einheimischen das Leben.