Die Fischer-Kontroverse und ihre Kernthesen
Fritz Fischer erschütterte 1961 mit seinem Buch "Griff nach der Weltmacht" die deutsche Geschichtswissenschaft. Seine Kriegsschuldthese stellte die bis dahin gängige Meinung komplett auf den Kopf.
Fischer konzentrierte seine Kritik auf drei zentrale Punkte: Den Zusammenhang zwischen deutscher Weltpolitik und den Kriegszielen, eine Neuinterpretation der deutschen Politik im Juli 1914 und die Kontinuität der deutschen Kriegszielpolitik. Er argumentierte, dass Deutschland keinen Verteidigungskrieg führte, sondern bewusst einen Konflikt mit Russland und Frankreich provozierte.
Besonders brisant war Fischers Behauptung, dass die deutsche Reichsleitung die "Überfallthese" systematisch inszenierte, um ihre aggressive Politik zu verschleiern. Diese Sichtweise widersprach völlig der damaligen deutschen Geschichtsschreibung, die Deutschland als Opfer darstellte.
Wichtig zu wissen: Fischer sah eine direkte Linie von der deutschen Politik des 19. Jahrhunderts bis hin zu 1945 - eine These, die noch heute diskutiert wird.