Die Präsidialkabinette der Weimarer Republik: Eine Übersicht
Die Präsidialkabinette der Weimarer Republik stellen einen kritischen Wendepunkt in der deutschen Geschichte dar. Sie umfassen die letzten drei Reichsregierungen vor der nationalsozialistischen Machtübernahme und markieren eine signifikante Verschiebung der politischen Macht vom Parlament zum Reichspräsidenten.
Definition: Als Präsidialkabinette bezeichnet man die Regierungen unter Heinrich Brüning (Zentrum), Franz von Papen (parteilos) und Kurt von Schleicher (parteilos) in den letzten Jahren der Weimarer Republik.
Die Ära der Präsidialkabinette begann mit dem Kabinett Brüning. Unter seiner Führung wurde die politische Macht zunehmend vom Parlament auf den Reichspräsidenten verlagert. Brüning setzte sein wirtschaftliches Sparprogramm mithilfe von Notverordnungen durch, was den Willen der parlamentarischen Mehrheit umging und das parlamentarische System weiter schwächte.
Highlight: Die Nutzung von Notverordnungen durch Brüning markierte den Beginn einer Aushöhlung des parlamentarischen Systems in der Weimarer Republik.
Das Kabinett Papen folgte am 1. Juni 1932. Auf Betreiben des Generals Kurt von Schleicher ernannte Reichspräsident Hindenburg Franz von Papen zum Nachfolger Brünings. Papens "Kabinett der nationalen Konzentration" bestand hauptsächlich aus konservativen, adligen Beamten ohne politisches Mandat.
Vocabulary: "Kabinett der nationalen Konzentration" war die Bezeichnung für Papens Regierung, die die politische Isolation und fehlende parlamentarische Unterstützung verschleierte.
Das Kabinett Schleicher bildete den Abschluss der Präsidialkabinette. Schleicher, der zunächst als Reichswehrminister unter Papen diente, wurde später selbst zum Reichskanzler ernannt. Seine Regierung hatte, wie die seiner Vorgänger, kaum parlamentarische Unterstützung und war stark vom Vertrauen des Reichspräsidenten abhängig.
Example: Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Hindenburg im Jahr 1933 kann als Fortsetzung der Politik der Präsidialkabinette verstanden werden, obwohl sie letztlich das Ende der Weimarer Republik einleitete.
Die Funktionsweise der Präsidialkabinette basierte auf Artikel 53 der Weimarer Reichsverfassung, der dem Reichspräsidenten die Macht gab, Reichskabinette einzusetzen. Diese Praxis führte zu einer zunehmenden politischen Radikalisierung in der Weimarer Republik und trug maßgeblich zu ihrem Scheitern bei.
Quote: "Mit dem Kabinett Brüning begann die Verlagerung der politischen Macht vom Parlament zum Reichspräsidenten."
Diese Entwicklung der Innenpolitik der Weimarer Republik zeigt deutlich, wie die demokratischen Strukturen schrittweise ausgehöhlt wurden. Die Präsidialkabinette, die zwischen 1930 und 1933 regierten, spielten eine entscheidende Rolle im Zeitstrahl der Weimarer Republik und trugen wesentlich zu ihrer Destabilisierung bei.