Die Klassengesellschaft im Kaiserreich
Im deutschen Kaiserreich entstand eine neue Klassengesellschaft, die die alte Ständeordnung ablöste. Die Gesellschaft teilte sich in drei Hauptschichten auf, wobei sich besonders das Bürgertum stark entwickelte.
Die Oberschicht bestand nicht mehr nur aus Adel, sondern auch aus Wirtschafts- und Bildungsbürgern - Bankiers, Unternehmer, Ärzte, Ingenieure und Professoren gehörten dazu. Der Mittelstand (etwa 10% der Bevölkerung) umfasste sowohl den "alten" Mittelstand (Handwerker, mittlere Beamte) als auch den neuen Mittelstand (Angestellte in Industrie und Dienstleistung).
Militarismus und Obrigkeitsdenken prägten die bürgerlichen Werte stark. Das Militär drang in alle Lebensbereiche ein und wurde zur Berufsvoraussetzung. Eine Untertanenmentalität entwickelte sich, die Gehorsam als höchste Tugend sah.
Gleichzeitig wurde Deutschland zum Pionierland der Forschung: Max Planck entwickelte die Quantentheorie, Einstein die Relativitätstheorie. Wichtige Erfindungen wie Telefon (1881) und Röntgenstrahlen (1901) machten Deutschland wissenschaftlich führend.
Paradox: Deutschland war wissenschaftlich hochmodern, gesellschaftlich aber stark militarisiert und autoritär geprägt.