Heinemanns Kritik an der Reichsgründung 1871
Bundespräsident Gustav Heinemann bewertete 1971 die Reichsgründung kritisch. Deutschland sei eine "verspätete Nation" gewesen, die ihre nationale Einheit nur "unvollkommen" erlangt habe.
Sein Hauptkritikpunkt: Bismarck schuf zwar die äußere Einheit, aber nicht die "innere Freiheit der Bürger". Die Reichsgründung war eine "Revolution von oben", ausgelegt auf die Monarchen, nicht auf das Volk.
Heinemann kritisiert, dass die Verbindung zwischen Demokratie und Nationalstaat zerrissen wurde. Das deutsche Nationalbewusstsein wurde an monarchisch-konservative Kräfte gebunden, nicht an demokratische Werte.
💡 Denk daran: Heinemann spricht aus der Perspektive der Bundesrepublik 1971 - für ihn war die Reichsgründung ein verpasster Chance für Demokratie und Bürgerbeteiligung.