Sach- und Werturteile fällen und formulieren
In der Oberstufe ist das wichtigste Ziel des Geschichtsunterrichts, dass du fundierte Urteile über historische Personen, Ereignisse oder Entscheidungen formulieren kannst. Dies gehört zum Anforderungsbereich III und erfordert eine leitende Untersuchungsfrage an die Geschichte.
Bei der Urteilsbildung unterscheidet man zwischen zwei Arten von Urteilen. Ein Sachurteil deutet historische Ereignisse auf Basis von Quellenanalysen und misst das Handeln der Menschen an den damaligen Wertvorstellungen und Bedingungen. Je nach Fragestellung können unterschiedliche Sachurteile entstehen. Nutze Formulierungen wie "Im Ergebnis zeigt die Interpretation...", "Als Fazit ist festzuhalten..." oder "Dies beweist/widerlegt meine Vermutung...".
Ein Werturteil hingegen betrachtet die Geschichte aus unserer heutigen Perspektive mit modernen Wertvorstellungen. Grundlage dafür sind die Grundrechte der BRD und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948. Hilfreiche Formulierungen sind "Aus meiner heutigen Sicht kann ich (nicht) nachvollziehen...", "Mein Werturteil gründet auf der Überzeugung..." oder "Für mein Werturteil sprechen vor allem diese Argumente...".
Achtung: Beachte den Unterschied zwischen den Operatoren! "Beurteilen" fordert ein Sachurteil, "Bewerten" ein Werturteil, und "Stellung nehmen" verlangt sowohl ein Sach- als auch ein Werturteil.