Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung
Stell dir vor, du könntest nachvollziehen, warum Menschen so unterschiedlich über Moral denken - genau das wollte Kohlberg herausfinden. Er entwickelte Dilemmageschichten mit moralischen Konflikten und fragte Menschen nicht nach ihren Entscheidungen, sondern nach ihren Begründungen.
Kohlbergs Modell umfasst drei große Niveaus mit jeweils zwei Stadien. Jeder Mensch durchläuft diese Stufen in derselben Reihenfolge, wobei das Denken immer komplexer und abstrakter wird.
Präkonventionelle Stufe (meist Kinder): Stadium 1 orientiert sich an Bestrafung und Gehorsam - "Gut ist, was belohnt wird". Stadium 2 folgt dem Eigennutz - "Gut ist, was mir nützt" nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere".
Konventionelle Stufe (die meisten Erwachsenen): Stadium 3 will anderen gefallen - das "gute Kind" sucht Anerkennung. Stadium 4 orientiert sich an Gesetz und Ordnung - gesellschaftliche Regeln werden unhinterfragt akzeptiert.
Postkonventionelle Stufe (sehr selten erreicht): Stadium 5 hinterfragt Gesetze im Hinblick aufs Allgemeinwohl. Stadium 6 folgt universellen ethischen Prinzipien - die Würde aller Menschen steht im Mittelpunkt.
Wichtig: Moralisches Denken ist nicht gleich moralisches Handeln - persönliche Gefühle, Erfahrungen und äußere Umstände beeinflussen unser tatsächliches Verhalten erheblich.