Konstruktivismus - Wie dein Gehirn die Welt erschafft
Stell dir vor, du und fünf Freunde schauen auf denselben Gegenstand - trotzdem "sieht" jeder etwas anderes! Genau das beschreibt der Konstruktivismus: Dein Gehirn nimmt nicht die objektive Wirklichkeit wahr, sondern baut sich aus allen Sinneseindrücken seine eigene subjektive Realität.
Der Prozess läuft so ab: Deine Sinnesorgane nehmen einen Reiz auf, dein Gehirn interpretiert diesen Reiz, und deine Erfahrungen und Einstellungen beeinflussen diese Interpretation. Das Ergebnis? Jeder Mensch lebt in seiner ganz persönlichen Wahrnehmungswelt.
Beim konstruktivistischen Lernen bedeutet das: Wissen kann nicht einfach übertragen werden - du musst es selbst aktiv konstruieren! Vergiss das passive Auswendiglernen. Für nachhaltiges Lernen musst du dich selbstständig mit den Inhalten auseinandersetzen und Verbindungen herstellen.
Merke dir: Objektiv regnet es draußen - aber subjektiv empfindest du den Regen als erfrischend, störend oder romantisch. Deine Wahrnehmung macht den Unterschied!
Es gibt zwei Hauptrichtungen: Der radikale Konstruktivismus (Ernst von Glasersfeld) besagt, dass jede Wahrnehmung komplett subjektiv ist. Der interaktionistische Konstruktivismus (Kersten Reich) erklärt, dass du die Welt gleichzeitig entdeckst, erfindest und kritisierst - beeinflusst von dir selbst und deinem Umfeld.
Das berühmte Beispiel mit Frosch und Fisch zeigt es perfekt: Der Fisch stellt sich eine Kuh vor, aber sein Bild entsteht aus den Erzählungen des Frosches plus seinen eigenen Fischerfahrungen - ziemlich weit weg von der echten Kuh!