Irmgard Keun: Leben zwischen Glanz und Verfolgung
Stell dir vor, du bist Schriftstellerin und plötzlich verbieten die Nazis deine Bücher - genau das passierte Irmgard Keun. Geboren 1905 in Berlin, zog sie früh nach Köln und brach mit 16 die Schule ab, um Schauspielerin zu werden.
Ihre Karriere nahm eine dramatische Wendung, als 1933 die Nationalsozialisten ihre Texte verboten. 1936 musste sie Deutschland verlassen und ins Exil nach Belgien gehen. Mutig kehrte sie 1940 illegal unter dem Decknamen Charlotte Tralow zurück.
Keuns späteres Leben war von persönlichen Problemen geprägt. Nach der Geburt ihrer Tochter 1951 entwickelte sie ein Alkoholproblem und ließ sich 1966 in eine Psychiatrie einweisen. Trotzdem wurde ihr Werk gewürdigt - 1981 erhielt sie den Marieluise-Fleißer-Preis.
Gut zu wissen: Keun starb 1982 in Köln im Alter von 77 Jahren - ihre Werke gelten heute als Klassiker der deutschen Literatur.
Die Goldenen Zwanziger: Berlin als Weltmetropole
Die 1920er Jahre waren die perfekte Zeit für Keuns Geschichten über das moderne Stadtleben. Berlin entwickelte sich zu einer der wichtigsten Metropolen Europas - voller Leben, Kunst und neuer Möglichkeiten.
Diese Goldenen Zwanziger brachten eine unglaublich vielfältige kulturelle Szene hervor. Kabarett, Theater und Literatur blühten auf, neue Medien entstanden und Tanzlokale prägten das Stadtbild. Für junge Frauen wie Keuns Protagonistinnen war das eine völlig neue Welt.
Doch das Ende der 1920er läutete auch den Beginn einer dunklen Zeit ein. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und der spätere Aufstieg der NSDAP beendeten diese kulturelle Blütezeit abrupt.
Merktipp: Die Goldenen Zwanziger waren der ideale Nährboden für Keuns moderne Frauenromane - eine Zeit des Umbruchs und neuer Freiheiten.
Neue Sachlichkeit: Schreiben ohne Gefühlsduselei
Keuns Schreibstil gehört zur Neuen Sachlichkeit (1918-1933) - einer Literaturrichtung, die komplett anders war als alles davor. Statt schwülstiger Romantik gab es nüchterne, realitätsbezogene Sprache.
Die Autoren dieser Zeit verwendeten eine reduzierte und präzise Alltagssprache. Ihre Figuren zeigten keine übertriebenen Gefühle, sondern agierten mit distanzierter und beobachtender Haltung - fast wie ein Kameraauge.
Keun entwickelte daraus den modernen Frauenroman mit völlig neuer Erzählhaltung. Sie verzichtete auf traditionelles auktoriales Erzählen und schrieb aus der Ich-Perspektive. Das war revolutionär!
Klausurtipp: Die Neue Sachlichkeit erkennst du an der einfachen Sprache und den emotionslosen Beschreibungen - perfekt für Textanalysen.
Weltwirtschaftskrise und Machtergreifung: Das Ende einer Epoche
Die Weltwirtschaftskrise 1929 zerstörte den Traum der Goldenen Zwanziger brutal. Auslöser waren Spekulationen an der Börse und extreme Einkommensungleichheit - klingt bekannt, oder?
Die Folgen waren verheerend: Rückgang der Industrie, Anstieg der Arbeitslosigkeit und Wohnungslosigkeit. Diese politische Instabilität nutzte die NSDAP für ihre Machtergreifung.
Hitlers Machtübernahme bedeutete das Ende der kulturellen Vielfalt. Verfolgung von Minderheiten, rassistische Ideologien und Zentralisierung der Wirtschaft veränderten Deutschland komplett. Für Autorinnen wie Keun begann eine Zeit der Unterdrückung.
Wichtig für die Prüfung: Die Weltwirtschaftskrise war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell das Ende der Weimarer Republik - und damit der literarischen Moderne.