Expressionistische Lyrik - Form und Sprache
Der Expressionismus bricht radikal mit traditionellen Formen. Die äußere Form wird zur bloßen Fassade, hinter der es bröckelt. Der Inhalt sprengt die traditionelle Form, was sich im Verzicht auf Metrum und Reim und der Verwendung freier Rhythmen zeigt.
Die Sprache des Expressionismus ist intensiv und verknappt. Expressionistische Dichter schaffen Wortneubildungen und ungewöhnliche Metaphern wie "Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau". Syntaktische und grammatikalische Regeln werden bewusst aufgelöst.
Der expressionistische Stil ist geprägt von visueller Eindringlichkeit mit markanter Farbmetaphorik: Schwarz symbolisiert drohendes Unheil, Rot steht für Blut, Blau für Sehnsucht. Als Gegenbewegung zu Naturalismus, Symbolismus und Impressionismus entwickelt der Expressionismus eine eigene Bildsprache.
Zu den wichtigsten Stilmitteln zählen Personifikationen für die zerstörerischen Kräfte der modernen Zivilisation, der Reihungsstil in Simultangedichten und häufige Synästhesien. Tiere werden mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet, und der Film dient als Maßstab einer neuen Ästhetik, um das Tempo des Lebens abzubilden.
Bedeutende expressionistische Autoren sind Gottfried Benn (praktizierender Arzt mit Erfahrung in Psychiatrie und Pathologie), Georg Heym (Mitglied des "Neuen Clubs"), Georg Trakl (geplagt von Depressionen und Drogenexzessen) und Jakob van Hoddis, dessen Gedicht "Weltende" als Beginn der expressionistischen Lyrik gilt.
🔥 Die expressionistischen Dichter reagierten mit ihrer aufgebrochenen Form und radikalen Sprache auf die Erschütterungen ihrer Zeit – den Ersten Weltkrieg, die Industrialisierung und den Zusammenbruch alter Ordnungen.