Moderne Großstadtliteratur: "Berlin Alexanderplatz"
Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" ist ein Paradebeispiel für die Darstellung der modernen Großstadt. Berlin wird als chaotische, schnelllebige Metropole gezeichnet, in der das Individuum kaum eigene Entscheidungen treffen kann und von Orientierungslosigkeit geprägt ist.
Das Menschenbild ist zerrissen: Der Protagonist erscheint gefangen in seiner Vergangenheit und gleichzeitig isoliert in der Gegenwart. Er ist kein traditioneller Held, sondern perspektivlos und orientierungslos zwischen seiner Vergangenheit und seiner planlosen Zukunft. Die zentralen Themen sind Einsamkeit, Identitätssuche und der Überlebenskampf in der Großstadt.
Die Darstellungsweise ist ebenso modern wie ihr Inhalt: realitätstreu, aber mit Wechsel der Erzählperspektiven, Bewusstseinsstrom und Dialog. Das Montage-Prinzip durchbricht die ursprüngliche Handlung, während sich die Syntax in Aufzählungen und Ellipsen auflöst - was die Sinnerfassung bewusst erschwert.
Klausurtipp: Achte auf die wertfreie Darstellung der Figuren in "Berlin Alexanderplatz" - der Leser soll sich selbst ein Bild machen und erst nach dem Hineinversetzen Empathie entwickeln. Dies spiegelt den modernen Ansatz wider, individuelle Situationen vor dem Hintergrund sozialer Herkunft und prägender Erlebnisse zu reflektieren!