Lyrik des Expressionismus (1910-1925)
Der Expressionismus entstand in einer Zeit extremer Umbrüche - Erster Weltkrieg, Industrialisierung und politische Instabilität prägten das Lebensgefühl. Die Menschen schwankten zwischen Kriegseuphorie und Pazifismus, zwischen Aufbruchsstimmung und Weltuntergangsgefühlen.
Großstadtlyrik war ein zentrales Thema: Die Dichter schilderten Anonymität, Reizüberflutung und Isolation in überfüllten Städten. Menschen wurden verdinglicht, während Gegenstände vermenschlicht wurden - ein grotesker Rollentausch.
Die Krise des Ichs zeigte sich in Identitätsverlust und innerer Zerrissenheit. Gleichzeitig entstanden apokalyptische Visionen vom Weltende, aber auch Hoffnung auf einen radikalen Neuanfang - die sogenannte "Menschheitsdämmerung".
Wichtig: Expressionistische Gedichte sprengten bewusst traditionelle Formen auf - kein festes Metrum oder Reimschema, dafür drastische Bilder und Farbsymbolik.
Typische Stilmittel: Personifikation, Hyperbeln, Ellipsen, Imperative und Akkumulationen. Die Farbmetaphorik verwendete Schwarz für Tod, Rot für Blut und Blau für Sehnsucht.