Die große Auflösung - Akt 5
Der Tempelherr bereut seinen Verrat an Nathan und erkennt den Wert von dessen Erziehung: "Ihm Nathan dankt sie Recha mehr als ihrem Vater." Als die beiden sich treffen, entschuldigt sich der Tempelherr aufrichtig. Nathan, ohne nachtragend zu sein, erklärt, dass über Rechas Zukunft ihr Bruder entscheiden soll – ohne zu verraten, wer dieser Bruder ist.
Recha, inzwischen im Palast des Sultans und von Daja über ihre christliche Herkunft informiert, ist verzweifelt. Saladin tröstet sie und betont, dass Blutsverwandtschaft nicht alles ist: "Glaub mir, Mädchen: Einem Manne wie Nathan dankt man besser, wenn man ihn Vater nennt, auch wenn er es nicht ist."
Die überraschende Enthüllung: Als alle zusammentreffen, offenbart Nathan die Wahrheit: Recha und der Tempelherr sind Geschwister! Beide sind Kinder von Saladins Bruder Assad, der sich zum Christentum bekehrte und als Wolf von Filnek in Deutschland lebte.
Das Drama endet mit einer Umarmung aller Beteiligten – ein symbolischer Akt der Versöhnung und Vereinigung über religiöse Grenzen hinweg. Die verschiedenen Religionen werden in einer Familie vereint: Der muslimische Sultan findet seine christlich erzogenen Neffen, die von einem jüdischen Mann gerettet wurden.
Die wahre Familie der Menschheit wird nicht durch Blut oder Religion definiert, sondern durch Liebe, Toleranz und Humanität. Lessings aufklärerische Botschaft erreicht ihren Höhepunkt: Wahre Menschlichkeit überwindet alle religiösen und kulturellen Schranken.