Lady Macbeth - Charakteranalyse und Funktion
Lady Macbeths Einführung erfolgt durch einen Brief ihres Mannes, der sie als "dearest partner of greatness" bezeichnet. Schon hier wird ihre zentrale Rolle in der Handlung deutlich - sie ist keine passive Ehefrau, sondern Macbeths Partnerin beim Streben nach Macht.
Bereits in ihrem ersten Auftritt plant sie Duncans Ermordung und zeigt dabei eine erschreckende Brutalität. Sie erkennt sofort, dass Macbeth zu sanft für solche Taten ist - er sei "full of the milk of human kindness". Diese Einschätzung macht sie zur treibenden Kraft hinter den kommenden Verbrechen.
Ihre manipulativen Fähigkeiten zeigen sich, als sie plant, ihre Worte wie Gift in Macbeths Ohr zu gießen ("pour my spirits in thine ear"). Sie will seinen Mut und seine Ehre als Schwäche darstellen, um ihn zum Handeln zu bewegen.
Wichtig: Lady Macbeth fordert die Geister auf, sie zu "entweiblichen" ("unsex me here"), was zeigt, wie unnatürlich und extrem ihr Charakter für die damalige Zeit war.
Die Figur stellt eine Herausforderung traditioneller Geschlechterrollen dar. Sie verkörpert typisch männliche Eigenschaften wie Ehrgeiz und Machtstreben, ist aber durch ihren weiblichen Körper und gesellschaftliche Zwänge gefangen. Ihre berühmten Worte "When you durst do it, then you were a man" zeigen, wie sie Macbeths Männlichkeit in Frage stellt, um ihre Ziele zu erreichen.