Loose Change – Andrea Levy (2005)
Manchmal bringen uns die kleinsten Dinge in die schwierigsten moralischen Situationen. Die Ich-Erzählerin braucht dringend Kleingeld für Tampons, aber niemand hilft ihr - außer Laylor, einem mysteriösen Mädchen, das ihr eine Handvoll Münzen gibt.
Die Erzählerin will das Geld zurückgeben und folgt Laylor durch die National Portrait Gallery. Laylor ist laut, kommentiert die Bilder und benimmt sich "peinlich" - die typisch londoner Distanziertheit der Erzählerin wird auf die Probe gestellt. Trotzdem fühlt sie sich von dem Mädchen angezogen.
Im Café erfährt sie die Wahrheit: Laylor ist ein Flüchtling aus Usbekistan, ihre Eltern (Journalisten) wurden verhaftet. Sie und ihr kleiner Bruder sind obdachlos und schlafen auf einem Platz. Das Kleingeld, das sie der Erzählerin gab, war vermutlich alles, was sie besaß.
Schock-Moment: Laylor hat der Erzählerin wahrscheinlich absichtlich geholfen, um sie in eine Verpflichtung zu bringen - sie hoffte auf weitere Hilfe.
Die Erzählerin steht vor einer krassen Entscheidung: Helfen oder weggehen? Sie weiß, dass "nur ein Wilder" Laylor allein lassen würde. Trotzdem - und das ist das Brutale an der Geschichte - holt sie Taschentücher für die weinende Laylor und läuft dann einfach weg.
Messages: Wir sollten anderen in Notlagen helfen und Menschen nicht vorschnell beurteilen. Manchmal reichen schon kleine Gesten oder einfach Empathie zu zeigen. Die Erzählerin versagt hier komplett - ein negatives Beispiel, das zeigt, wie Gleichgültigkeit aussehen kann.