Der Mensch als Mängelwesen
Arnold Gehlen (1904-1976) zählt zu den Hauptvertretern der Philosophischen Anthropologie. Er entwickelte eine biologische Sichtweise auf den Menschen, die von einer grundlegenden Mangelhaftigkeit des Menschen in seiner natürlichen Verfassung ausgeht.
Im Vergleich zum Tier weist der Mensch nach Gehlen vier wesentliche Mängel auf: Er ist unangepasst (hat kein Fell gegen Witterung), unspezialisiert (keine besonders guten Sinne), organisch mittellos (keine natürlichen Waffen) und unentwickelt in seinen Instinkten.
Diese Negativbestimmung steht im direkten Gegensatz zum Tier, das perfekt an seine Umwelt angepasst ist – sei es durch Fell und Federn als Witterungsschutz, spezialisierte Sinnesorgane, natürliche Jagdwaffen oder stark entwickelte Instinkte zur Orientierung und Fortpflanzung.
💡 Gehlens Ansatz ist revolutionär, weil er den Menschen nicht als "Krone der Schöpfung" sieht, sondern als biologisch mangelhaftes Wesen, das seine Defizite durch Kultur ausgleichen muss.