Aristoteles und die Tugendethik
Stell dir vor, du musst entscheiden, wer bei einem Streit recht hat - Aristoteles würde sagen, dass Gerechtigkeit eine Art innere Haltung ist, die du entwickelst. Für ihn ist Gerechtigkeit eine Charaktereigenschaft, also eine Gewohnheit, immer das Richtige tun zu wollen.
Aristoteles teilt die Welt ziemlich klar auf: Unrecht bedeutet, gegen die Gleichheit zu handeln und Gesetze zu brechen. Gerecht sein heißt dagegen, ein Freund der Gleichheit zu sein und sich an Gesetze zu halten. Das klingt simpel, macht aber Sinn.
Besonders clever ist seine Unterscheidung zwischen verteilender Gerechtigkeit (wer bekommt welche Belohnung?) und ausgleichender Gerechtigkeit (wie lösen wir Konflikte fair?). Die ausgleichende Gerechtigkeit funktioniert sowohl bei freiwilligen Sachen wie Verträgen als auch bei unfreiwilligen wie Diebstahl.
Merktipp: Tugend = deine innere Haltung, Gerechtigkeit = dein Handeln gegenüber anderen
Radbruch und das Spannungsfeld
Gustav Radbruch hatte ein echtes Problem zu lösen: Was passiert, wenn Gesetze zwar legal sind, aber trotzdem moralisch verwerflich? Seine berühmte Radbruch'sche Formel gibt eine klare Antwort: Normalerweise gelten Gesetze auch dann, wenn sie ungerecht sind - aber nur bis zu einer Grenze.
Wenn ein Gesetz so unerträglich ungerecht wird, dass es nicht mehr akzeptabel ist, dann muss es der Gerechtigkeit weichen. Das war besonders wichtig nach dem Zweiten Weltkrieg, als man mit den Nazi-Gesetzen umgehen musste.
Radbruch sieht drei Ziele des Rechts: Gemeinnutz, Rechtssicherheit und Gerechtigkeit. Dabei ist Rechtssicherheit wichtiger als Gemeinnutz, weil nicht das Recht dem Volk dienen soll, sondern das Volk vom Recht profitiert.
Wichtig: Gesetzliches Unrecht existiert - manche Gesetze sind zwar legal, aber moralisch falsch