Die Weimarer Verfassung - Fortschrittlich aber fragil
Die Weimarer Verfassung war in vielem ihrer Zeit voraus: Sie garantierte Grundrechte, führte das Wahlrecht für Frauen ab 20 Jahren ein, schaffte Adelsprivilegien ab und etablierte eine parlamentarische Demokratie mit Gewaltenteilung. Sozialer Fortschritt und politische Teilhabe wurden großgeschrieben.
Aber sie hatte entscheidende Schwächen! Der Reichspräsident war ein "Ersatzkaiser" mit enormer Macht: Er konnte den Reichstag auflösen, Notverordnungen erlassen (Artikel 48) und hatte den Oberbefehl über die Streitkräfte. Das Verhältniswahlrecht ohne Sperrklausel führte zu instabilen Regierungen mit vielen kleinen Parteien.
Besonders gefährlich: Es gab keine Pflicht zur Verfassungstreue für Parteien, die Verfassung war leicht zu ändern, und Beamte sowie Richter mussten nicht für die Demokratie eintreten. Im Vergleich zur heutigen BRD fehlten wichtige Schutzmechanismen wie die 5%-Hürde, das Bundesverfassungsgericht und die Ewigkeitsklausel.
Das Paradox: Die Weimarer Verfassung war demokratisch fortschrittlich, aber zu schwach, um sich gegen ihre Feinde zu verteidigen - eine Lehre für das Grundgesetz.