Die Reichsverfassung - Schein-Demokratie
Die Reichsverfassung von 1871 sah auf dem Papier modern aus, war aber in Wirklichkeit ziemlich undemokratisch. Der Deutsche Kaiser hatte enorme Macht: Oberbefehl über Heer und Marine, er ernannte den Reichskanzler und konnte den Reichstag jederzeit auflösen.
Der Reichstag wurde zwar von allen Männern ab 25 gewählt, hatte aber wenig echte Macht. Der Bundesrat mit Vertretern der Fürsten konnte Gesetze blockieren. Preußen dominierte beide Kammern durch sein Übergewicht - eine echte föderale Balance gab es nicht.
Besonders problematisch: Die Verfassung enthielt keine Grundrechte wie Presse- oder Meinungsfreiheit. Frauen durften nicht wählen, das Volk hatte kaum Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen. Kaiser und Kanzler setzten meist ihren Willen gegen das Parlament durch.
Während Gutverdiener, Adelige und Unternehmer meist zufrieden waren, fühlten sich einfache Bürger und Arbeiter von diesem System ausgeschlossen. Das erklärt, warum die Sozialdemokratie trotz aller Verfolgung immer stärker wurde.
Fazit: Das Kaiserreich war eine konstitutionelle Monarchie ohne echte Demokratie - ein Obrigkeitsstaat mit parlamentarischem Anstrich.