Die Weimarer Verfassung
Der Rat der Volksbeauftragten musste nach der Revolution erstmal für Ordnung sorgen. Spartakisten demonstrierten gegen das parlamentarische System, während Straßenkämpfe die innere Sicherheit bedrohten. Die neue Regierung sicherte sich die Unterstützung des Militärs - im Gegenzug sollte es gegen Radikalismus kämpfen.
Die Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 brachten der "Weimarer Koalition" (SPD, Zentrum, DDP) die Mehrheit. Wegen der Berliner Unruhen traf sich die Versammlung in Weimar. Friedrich Ebert wurde erster Reichspräsident, Philipp Scheidemann erster Reichskanzler.
Das neue Wahlrecht war revolutionär: Alle Männer und Frauen über 20 durften wählen - allgemein, gleich und geheim. Der Reichstag wurde für vier Jahre, der Reichspräsident für sieben Jahre gewählt. Auch das Volk konnte durch Volksbegehren und Volksentscheide direkt mitentscheiden.
Die Weimarer Verfassung hatte klare Stärken (Frauenwahlrecht, Grundrechte, Gewaltenteilung), aber auch gefährliche Schwächen. Der Reichspräsident war zu mächtig ("Ersatzkaiser") und konnte mit Artikel 48 praktisch diktatorisch regieren. Ohne 5%-Hürde entstanden zu viele Splitterparteien, die das Regieren erschwerten.
Prüfungswissen: Artikel 48 der Weimarer Verfassung wird später von den Nazis ausgenutzt, um die Demokratie zu zerstören!