Die doppelte Ausrufung der Republik
Am 9. November erreichte die Revolution Berlin. Kaiser Wilhelm II. dankte ab, und die Staatsgeschäfte gingen an Friedrich Ebert, den Vorsitzenden der Sozialdemokraten, über. Doch dann geschah etwas Entscheidendes: Die Republik wurde gleich zweimal ausgerufen!
Philipp Scheidemann von der SPD rief ohne Absprache die "Deutsche Republik" aus, weil er Angst hatte, dass die Linksradikalen ihm zuvorkommen könnten. Er versprach Ruhe, Ordnung und eine neue Regierung mit sozialistischen Parteien. Für ihn war die Revolution ein Sieg, der jetzt beendet werden sollte.
Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamierte dagegen die "freie sozialistische Republik". Er wollte den Kapitalismus völlig abschaffen, faire Löhne für Arbeiter und eine Regierung aus Arbeitern und Soldaten. Seine Vision ging viel weiter - er rief sogar zur "Vollendung der Weltrevolution" auf.
Merke dir: Diese doppelte Ausrufung zeigt den grundlegenden Konflikt zwischen gemäßigten und radikalen Sozialisten, der die Weimarer Republik von Anfang an prägte.