Territoriale Fragen und Verfassungsentwurf
Die große Frage: Wie groß soll Deutschland werden? Die Paulskirche musste entscheiden, welche Gebiete zum neuen Nationalstaat gehören sollten. Drei Lösungen standen zur Debatte.
Die großdeutsche Lösung wollte ganz Deutschland inklusive Österreich, die großösterreichische sogar das ganze Habsburgerreich dazu. Am Ende gewann die kleindeutsche Lösung: Deutschland ohne Österreich, aber mit preußischer Führung.
Der Verfassungsentwurf war seiner Zeit weit voraus: Gewaltenteilung, Grundrechte und ein Parlament mit zwei Häusern. Der Kaiser sollte zwar erblich regieren, aber die Minister mussten alle Entscheidungen gegenzeichnen. Das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht für Männer ab 25 war revolutionär.
Doch dann kam der Schock: Friedrich Wilhelm IV. lehnte die Kaiserkrone ab! Der preußische König berief sich auf sein Gottesgnadentum und wollte keine "Krone aus der Gosse" von einem Parlament. Damit war die ganze Verfassung gescheitert.
Die Schleswig-Holstein-Krise hatte schon gezeigt, wie machtlos das Parlament war: Ohne eigene Armee musste es zusehen, wie Preußen gegen seinen Willen einen Waffenstillstand mit Dänemark schloss.
Tragisch: Die modernste Verfassung ihrer Zeit scheiterte an einem König, der sich von Gott eingesetzt sah.