Vergleich der beiden Karikaturen
Die beiden Karikaturen von Johann Richard Seel, nur ein Jahr voneinander entfernt entstanden, zeigen einen bemerkenswerten Wandel im politischen Selbstverständnis. Während der schlafende Michel die Ohnmacht des deutschen Volkes verkörpert, symbolisiert der erwachte Michel das erwachende Nationalbewusstsein und die Sehnsucht nach Einheit und Stärke.
In der ersten Karikatur ist der Deutsche Michel passiv und wird ausgenutzt. Er sitzt in einem Kinderstuhl, was seine politische Unmündigkeit verdeutlicht. Die zweite Karikatur hingegen zeigt ihn aufrecht stehend und triumphierend über seine früheren Unterdrücker. Diese dramatische Veränderung spiegelt den Wunsch nach politischer Veränderung im Vormärz wider.
Besonders auffällig ist die veränderte Symbolik: Das geschlossene Mundschloss wird zum zerbrochenen Symbol - die Forderung nach Pressefreiheit wird visualisiert. Die Weste mit den vielen Einzelstaaten weicht dem preußischen Adler - die Sehnsucht nach nationaler Einheit wird deutlich.
💡 Diese Karikaturen sind nicht nur historische Zeitdokumente, sondern auch mächtige politische Statements: Sie zeigen den Übergang vom resignierten Erdulden zur aktiven politischen Forderung nach Veränderung!
Der Kontrast zwischen den beiden Bildern verdeutlicht den politischen Stimmungswandel, der schließlich zur Revolution von 1848 führen sollte. Seel hat mit seiner zweiten Karikatur eine politische Entwicklung vorweggenommen, die das Ende der Restaurationszeit einläuten würde.